Exkurs Kurt Gramer
(25. Mai 1937 - 2. November 2023)
Am 2. November war Allerseelen. Die Beerdigung wurde am Auch der Fotograph Kurt Gramer war ein Hüter. Dazu vier Zeilen aus einem reformatorischen
Der Heilig Geist darin regieret,
Kurt Gramers erzählende Fotos von der
Mit tief empfundener Dankbarkeit werden wir ist in Planung, nötig allein schon deswegen, weil das einstige historische Museum abgerissen und durch ein neues ersetzt worden ist. Der Fließtextkern bleibt allerdings erhalten.) (DP, 27.11.2023) ✝
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Man sieht also, wie Gramer in seine materiellen Fotos Realität einzuweben versucht. Und so ist wohl auch das Paar zu verstehen, das man auf den eben angesprochenen Fotofassungen rechts vor dem unheimlich anmutenden Grau stehen sieht: die beiden lockern auf, sie schaffen Ausgleich. Doch man schaue genauer hin, das Foto lebt nicht nur, seine offenkundige Weite erhält noch eine historische Denkebene ganz unerwarteter Art: was das Paar nämlich begutachtet, ist die riesige, überlebensgroße Statue Karls des Großen, der 793(?)/94 als Frankenkönig zwecks einer Reichssynode wohl über sieben Monate in Frankfurt weilte und unter anderem eine Urkunde ausstellte, in der zum erstenmal das Wort "Frankfurt" auftaucht. Die Stelle lautet: "... actum super fluvium Moin in loco nuncupante Francono furd" (= verhandelt am Fluß Main [und zwar] am Verkündungsort [königlichen Weisungsort, Königshof] Francono furd).2 Ein weiteres Beispiel für Motivik bietet das Foto der Titelseite: dem Fotografen kommt eine Frau entgegen. Das hätte er auch anders machen können, er wollte es aber offensichtlich so, und somit erhält der "Hintergrund" Alte Nikolaikirche einen konkreten Bedeutungsaphorismus: Vertrauen. Gramers scharfer Blick für Detail, Deutlichkeit, Form und Sinn zeigt sich auch in der Aufnahme von der famosen und fabelreichen Nikolausstatue, die von der Nordaußenwand der Alten Nikolaikirche über den Platz des Römers schaut (siehe unten "Alte Nikolaikirche Frankfurt am Main", S. 8, leider nur schwarz/weiß); gelegentlich mehr darüber. Wie andere Fotografen das Problem "Mainseite" lösen, wenn sie da überhaupt ein Problem sehen, werden wir versuchen, hier in www.MusikAltNikolai.de an Beispielen zu zeigen (siehe hierzu "MusikAltNikolai-Linkliste"). Wir haben zudem Glück, denn es steht uns ein Foto von Jutta Brüdern in guter Scan- und angemessener Internet-Qualität zur Verfügung: Eine zauberhafte Farbaufnahme von 1985, also aus der Zeit vor der letzten Renovierung. Bei dieser Brüdernschen Aufnahme sollte man allerdings einer anderen Betrachtungsweise den Vorrang einräumen. Das Veröffentlichungsprocedere des Fotos war offenbar so, daß es zuerst auf Seite 8 des Buches "Werner Becher und Roman Fischer, Die Alte Nikolaikirche am Römerberg" (Studien zur Frankfurter Geschichte 32, Frankfurt/Main 1992, Verlag Waldemar Kramer) erschien und dann als Postkarte F 1566 ohne Autorenangabe im Deutschen Kunstverlag, München/Berlin. Doch während in diesen beiden Fällen nur ein Ausschnitt wiedergegeben ist (unter anderem ist das Kreuz gekappt!), wird es hier in www.MusikAltNikolai.de zum ersten Mal vollständig vorgestellt (in restaurierter Gestalt zudem, denn der Himmel ist links oben verschwärzt). Zurück zu Kurt Gramer: Man begegnet seinen Fotos aus dem geistlichen Bereich gelegentlich in Zeitungen und neuerdings auch auf Fremdseiten im Internet. Oft sind dies aus Führern für rein illustrative Zwecke "abgekupferte" anonyme Wiedergaben. Gramer gestaltet neben all seiner vielgestaltigen fotografischen Arbeit auch Postkarten mit historischen und geistlichen Motiven. So ist beispielsweise die Frontseite des bereits angesprochenen Heftchens "Alte Nikolaikirche" im Schnell & Steiner Verlag als Postkarte erschienen und andere Motive aus dem Heftchen ebenso. (Apropos Postkarten: www.MusikAltNikolai.de wird unter dem Titel "Die Alte Nikolaikirche per Postkarte" etliche Reproduktionen von gegenständlichen und künstlerischen Postkarten aus den Jahren von vor 1900 bis 1950 vorstellen, darunter solche von Graf, Liebig und Wolff.) Wie schon oben angedeutet, sind Gramers Fotoarbeiten auch in Büchern zu finden. Ein Beispiel hierfür ist im Anschluß an die "Kleine Gramer-Liste" angeführt (siehe unten). Wer im übrigen in Bibliothekskatalogen und Bücherdatenbanken nach "Kurt Gramer" sucht, wird bei ersten Schritten wohl nicht so ausführlich fündig, wie das wünschenswert wäre. Dies hängt mit oft wenig befriedigenden Erfassungsgepflogenheiten zusammen. So wird beispielsweise neueren Buchpublikationen eine normierte CIP-Einheitsaufnahme der Deutschen Bibliothek (CIP = Cataloguing in Publishing = Neuerscheinungs-Sofortdienst der Deutschen Bibliothek) beigegeben. Wird hier im Titeldatensatz versäumt, Gramer zu vermerken, ist bereits eine wichtige Datenquelle ungenutzt geblieben.
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Kleine Gramer-Liste
Den weit überwiegenden Teil der unten angeführten
Nachweise machen die handlichen "Kleinen Kunstführer" aus, die der Verlag Schnell & Steiner als Reihe herausgibt. Die Titelansetzungen setzen sich hierbei im allgemeinen aus der
Der Verlag Schnell & Steiner wurde von den Kunsthistorikern Hugo Schnell und Johannes Steiner
1933 gegründet. Ein unheimliches Jahr eigentlich: Es ist das Jahr der Machtergreifung Adolf Hitlers ("Ermächtigungsgesetz")! Aber man Beachten Sie bitte: Am Schluß dieser Liste sind auch einige "Gramer-Links" angeführt.
Franken
Frankfurt/Main
Lahn-Dill-Kreis
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Limburg (Bistum)
Neckar
Rheingau
Schwarzwald
Speyer
Taunus
Worms
Frankreich/Elsass
Schweiz/Graubünden
Beispiel einer Buchveröffentlichung
Gramer-Links St. Marien, Berlin Peterskirche, Bruchsal (erbaut von Balthasar Neumann) St. Peter und Paul, Dettingen am Main Waldkircher-Orgelbau: Merklin-Orgel (über Galerie/Waltershofen, Foto der Merklin-Orgel der Katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul, Freiburg-Waltershofen, stammt von Kurt Gramer, siehe auch die beiden nachfolgenden Links.) Helmut Franke: Eine Orgel für Tennenbronn (Foto: Merklin-Orgel der Katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul, Freiburg-Waltershofen, siehe oben) Merklin-Orgel in St. Peter und Paul, Freiburg-Waltershofen Das himmliche Jerusalem, Radleuchter in der Stiftskirche Großcomburg, Schwäbisch Hall Dreifaltigkeitskirche, Konstanz ("Restaurierung der Konzilsfresken" und "Das Innere der Dreifaltigkeitskirche vor der Sanierung" sind Gramer-Fotos. "Das Innere..." ist typisch, siehe dazu die Anmerkung unten.) St. Vincentius, March-Neuershausen ("St. Vincentius Kirche innen" stammt von Gramer, bezeichnend für seine Kunst: meditativ-harmonisch (kon)zentriert, stimmige Perspektive, klare Ausleuchtung; desweiteren je ein Foto über "Galerie/Baugeschichte" bzw. "Galerie/Stuck, Deckenmalerei") Katholische Kirchengemeinde Maria Hilf, Wiesbaden Das linke Foto der Frontpage dieser Internet-Präsenz stammt von Kurt Gramer. Im Original ein Farbfoto. Russische Orthodoxe Kirchenstiftung, Wiesbaden Beachte: Alle in diesen Homepages eingebundene Arbeiten Gramers sind Internetwiedergaben und weisen als solche mit Sicherheit allerlei Beschränkungen auf (Unschärfen, Farbverfälschun-gen usw.).
Diethelm Paulussen
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Textur (= Hintergrund): Unbekannt