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ANHANG
Weihnachten ohne Advent?
Ein auswärtiger Kollege und lieber Freund fragte: Wie
kann man Bach-WO vor dem ersten Advent aufführen?
Jauchzet frohlocket’, bevor die erste Kerze’ brennt?
Hier einiges aus meinem Antwort-Brief:
Zunächst Äußerliches: Bei uns am Römerberg ist Ende
November und im Dezember traditioneller Weihnachts-
markt, was kirchliche Angebote aller Art ermöglicht, ge-
bietet, verlangt; alles muß organisatorisch (Küster
und Helfende) bewältigt, terminlich entzerrt werden, zumal
große Konzerte: viel Arbeit, aber auch viel Freude!
Und Innerliches: Hier ist Weihnachts’-Markt.
Moderne’ Menschen kennen unser Unterscheiden von
Advent und Weihnachten nicht. Was ist: Advents-, Vor-
weihnachts-, Weihnachts-Zeit, Heilige Zwölf Nächte bis
Heilige Dreikönige und/oder Epiphanias? In säkularer
Welt, örtlich und zeitlich, ist das Fachjargon, für Insider.
Dies zu bewerten ist schwerlich möglich.
Wann ist die Zeit erfüllet’, welche Zeit und wo? Freun-
de aus Sydney (Organist Dt.Ev.Kirche) sandten uns mal
zu Weihnachten eine selbstgebastelte Karte, darauf ein
Foto ihres Weihnachtsbaums, dessen Kerzen in der
dezemberlichen Sommerhitze Australiens sich alle
geneigt hatten ...
Wir’ sind zu dieser heilgen’ Zeit wie überhaupt für
Touristen, manchmal für Fußballmeister samt Hooligans,
nicht Gemeinde’ (schon gar nicht Pauls-Gemeinde in
Alt-Nikolai), sondern Kirche’, einfach Christen, Missi-
ons-, Diakonie-Station und manches mehr: wie Paulus
den Juden ein Jude, den Griechen ein solcher etc. ...
Der Welt gegenüber betonen wir keinem Unterschied
z.B. zwischen Advent und Weihnachten, treten nicht als
erstes für Feinheiten, ihre helfenden (Zusatz-)Werte ein,
sondern informieren und - sobald angeraten - verkünden
und bezeugen Christentum. Deshalb steht hier auch
schon ab 1. Advent die voll eingerichtete Weihnachts-
Krippe. Deshalb haben wir auch allezeit eine Kerzenecke
(wieso nur katholisch und nicht auch gut lutherisch?).
Das ist unsere Erfüllung des Missionsbefehls an aller
Welt, an Bettlern und Bankern, an jedermann. Wie
gesagt: der Welt gegenüber, wenn diese vor der Tür da
und bemerkbar ist, von selbst reinkommt und erstaunlich
offen’ ist.
Manche zweifeln, bedenken und zitieren, oft vorwurfs-
voll (Was hinket ihr auf beiden Seiten ... / Seid nicht wie
die Welt ist, sondern heiliget euch ...). Ich glaube: Gott
wird bei uns redliches Bemühen erkennen - und bei den
Menschen ein Wohlgefallen’.
Wir unter uns feiern auch liturgisch’, die Auferstehung
des Herrn’ am dritten Tage, da es noch frühe/finster
war’, dann zu Osterfrühstück und Osterspaziergang (mit
oder ohne Frankfurts Dr. Faust - Vom Eise befreit ...).
Aber das hat noch Zeit bis April 2003 ...
Kurz: Wes Ohren meist zu sind, soll dann, wenn sie
offen, und sei es liturgisch zur Unzeit, das Evangelium
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hören: gepredigt, gesungen und gepfiffen, gelebt! Oder:
Weihnachts-Musik auch vor Advent, gar im Sommer,
wie auf der Südhalbkugel dieser bucklichen’ Welt!
Finanzierung großer Kirchenmusik?
Große Kirchenmusik in kleiner Gemeinde, in kleiner
Kirche? Hier Mögliches ist weder selbstverständlich
noch mustergültig, weder für andere Zeiten noch Orte.
Mittel für Kultur’ sind kritischst begrenzt. Doch Kultur
ist nicht Luxus, sondern jedes über Elementarstes
hinausgehendes gestaltetes Leben und dessen Pflege’.
Und einen gewissen Wohl-Stand braucht der Mensch,
äußeren wie inneren, physischen wie psychischen,
geistigen wie geistlichen.
Jesus preist selig, die geistlich arm sind’, mit Blick auf
alle, die nicht arm dastehen’ und deshalb in Gefahr von
Selbstüberschätzung. Selig also, wer sich trotz gewissem
Wohlstand als Geschöpf Gottes abhängig weiß, von Gott
geführt, geborgen fühlen kann. So ist Jesus zu verstehen,
wenn er bei seiner Salbung in Bethanien (vgl. Matthäus-
Passion) den Vorwurf der Verschwendung abweist: Ihr
habt allezeit Arme bei euch, mich aber habt ihr nicht
allezeit. Tut also allezeit und jedermann Gutes: Kran-
ken und Gesunden (daß sie gesund bleiben), Armen und
Reichen (daß sie zu teilen bereit), auch euch selbst,
jedem was sie bzw. er bedarf!
Viele bedürfen der Musik, insgesamt und in der Kirche.
Nicht nur Liedlein, auch große Kunst. Bei begrenzten
Etats bedarf mehr und bessere Pflege’ (von Kranken
und Kunst) freiwilliger Leistungen. Für Arme’ ver-
schiedenster Art da zu sein, im weitesten Sinne ganz
viele, etwa psychisch, braucht auch Musik als Lebens-
Mittel. Kirchenmusik-Pflege gehört zu den tiefreichen-
den kultur-diakonischen Möglichkeiten und Aufgaben
der Kirche.
Bach schrieb über jedes Stück Soli Deo gloria (Allein
Gott Ehre), drunter Jesu juva (Jesus, hilf). Unser
GLORIA IN EXCELSIS DEO, ET IN TERRA PAX
HOMINIBUS BONAE VOLUNTATIS, Ehre sei Gott in
der Höhe, und auf der Erde Friede, den Menschen des
Wohlgefallens (die ersten Worte nach Verkündung von
Gottes Menschwerdung im Gesang der himmlischen
Heerscharen, aller Schöpfung Kreis) klingt in beide
Richtungen: für Gott und die Nächsten, mit Wech-
selwirkung: an Gott in der Höhe gerichteter Gesang (Lob
und Dank samt Klagen und Bitten) hat (auch) Auswir-
kungen auf Erden, schafft Frieden - aus Gottes und im
eigenen Wohlgefallen.
Wo Menschen, etwa als Chor, Realisierung von Musik
fachlich und organisatorisch (auch finanziell) verant-
wortlich übernehmen, ist Großes möglich. In Heinrich-
Schütz-Kantorei’ und Freundeskreis Musik in der Alten
Nikolaikirche am Römerberg in Frankfurt/M.’ ist viel
zweckgebunden zusammengekommen, große’ Kirchen-
musik war möglich, viele Oratorien (vgl. Prospek-
te/Internet), jetzt Jubiläen-Spenden! Wie liebenswert
originell etwa die Addition der drei Jubiläen-Zahlen:
35+30+15 zu 80 €! Ganz herzlich danken alle
Verantwortlichen, voran der Kantor!
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