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Horst Christoph Diehl, unser jahrzehntelanger Kantor, an den wir uns so sehr gewöhnt hatten, ist seit dem 1. Juli 2003 im Ruhestand. Die Ruhe behagt ihm, der Ruhestand wohl weniger, wie das von ihm so ganz nebenbei und ohne viel Aufsehen ins Spiel gebrachte - keineswegs alltägliche Attribut - "Kantor i. R." zu offensichtlich verrät. Passivität soll das nicht andeuten, mitnichten. Und so spielt HCD denn auch gelegentlich als "Aushilfe" die Orgel und steht, wenn nötig, mit Rat und Tat seinem Nachfolfge-Duo, Karin und Christian Baumann, zur Seite. Der Erfahrungsfundus des "Kantors i. R." dürfte kaum zu erschöpfen sein. Und auch als Forschender hat er noch so manches vor (siehe unten).
Zum Werdegang HCDs: 1937 geboren und aufgewachsen in Siegen; wußte mit 10, was er werden wollte: Lehrer und Kantor (bei Bach wie 1950 noch ein gewohntes Doppel-Amt, heute eher selten); studierte in Frankfurt/M. Schulmusik, Germanistik, Musikwissenschaft und Kirchenmusik (Professoren Helmut Walcha, Kurt Hessenberg, Philipp Reich; A-Prüfung 1964); Kurs-Studien bei Wilhelm Ehmann, Nikolaus Harnoncourt; unterrichtete 1968-99 am Carl-Schurz-Gymnasium Frankfurt-Sachsenhausen. Von 1967 bis 2003 Kantor und Organist an Alt-Nikolai. (Genauer: 1. September 1967, offiziell 1. Oktober 1967, bis 30. Juni 2003. Mit Vordienstjahren umfaßt seine kirchenmusikalische Tätigkeit bis zur Pensionierung über 48 Jahre!) 1972 führte Diehl als Kantor der Paulsgemeinde deren kleinen Chor und seinen seit 1966 nur projektbezogen singenden Heinrich-Schütz-Kreis zur regelmäßig wirkenden Heinrich-Schütz-Kantorei zusammen. HCD betrieb breitestmögliche Musikpflege: vom Gemeindesingen bis zum Oratorium, gern unter einer Thematik (2000: Bach als Genie und Handwerker; 2000/01: König David in Theologie, Musik, Kunst). Besonders geschätzt waren auch seine Programmheft-Hörhinweise zu Text und Musik und darüber hinaus seine Einführungsvorträge. Er hatte eine ausgesprochen "glückliche Hand" für Mitwirkende, meist junge Sänger, zum Teil mit "spektakulärer" Karriere (Sybilla Rubens, Ruth Ziesak, Christoph Prégardien). Gastdirigate: Bachs "Weihnachtsoratorium", Haydns "Jahreszeiten", B. Brittens "War Requiem" (1978 in Darmstadt mit Hermann Unger und Peter Pears), 1970 Konzert- und Vortrags-Reise durch Australien. Im (sogenannten) Ruhestand möchte er nun, wie er sagt, ohne den Organisationsdruck viel forschen und schreiben, so zum Beispiel seine Arbeit über Frankfurts Musikgeschichte fortsetzen (Telemann, König) und, wenn wunderts, es sind unter anderem auch "Memoiren" geplant (Arbeitstitel: Was ich gern erzähle). Ehrenmitglied der Frankfurter Telemann-Gesellschaft e. V. (bis 2003 Vorstandsmitglied), bis 2004 Mitherausgeber der Publikation des Kirchenmusiker-Verbands "Forum Kirchenmusik") [1].
HCD hat in seiner Zeit als Kantor der St. Paulsgemeinde zahlreiche Texte (Ankündigungen, Info-Blätter, Programmzettel, Programmhefte, Tonträgerbegleittexte und dergleichen) verfaßt. Eine Ahnung davon vermittelt die hier in www.MusikAltNikolai.de wiedergegebene Liste der aufgeführten Werke, die sogenannte Werkliste, die sich allerdings nur auf den Bereich "Konzerte der Heinrich-Schütz-Kantorei Frankfurt/M." bezieht.
Als www.MusikAltNikolai.de im Juni 2001 ins Netz ging, wurde sogleich der Plan ins Auge gefaßt, einen Menüpunkt "HCD als Autor" einzubauen. Wie immer dies umzusetzen war, es sollte auf jeden Fall das Augenmerk auf Diehls Gestaltung von Konzertprogrammen gelenkt werden. Manche sind ausgewachsene Broschüren. Wie erstaunt war der Homepage-Betreiber, als er 1992 in die Kantorei eintrat, regelmäßig derartige weiterführenden Begleitmaterialien vorzufinden.
Ein Wort vielleicht noch zur Anlage der Veranstaltungsmaterialien (Handzettel, Konzertprogramme usw.): Sie sind meist auf Buntpapier vervielfältigte zweispaltige oder längshalbierte DIN-A4-Seiten, wobei sehr oft Abbildungen informative und bedeutungsvolle Akzente setzen. Welche Form auch vorliegt, der Kampf um jeden Quadratzentimeter Platz ist unübersehbar. Und dieses Ringen um beschreibbaren Raum trug wohl mit dazu bei, daß der Musiker und Germanist Diehl einen spezifisch lapidaren, gelegentlich telegrammartigen Schreibstil entwickelte, dem, das sei hinzugefügt, "antike" Tupfer eigen sind (vielleicht waren hierfür Heinrich Schütz' mittelalterlich modale Wendungen ein Inspirationsquell).
Das Layout kann nur in seltenen Fällen exakt wiedergegeben werden. Im allgemeinen ist der Weg der internetgemäßen Nachahmung zu wählen. Natürlich könnte man auch "konservierende" Dokumentationsmittel wie PDF- (PDF = Portable Document Format) oder Word-Dateien in Betracht ziehen, dann aber blieben die wertvollen Vorteile der programm-basierten Seitenerstellung ungenutzt. (Nebenbei: Diehls eigentliche "Schreibmaschinenzeit" reicht bis 2000, dann hielt der PC, sprich: Word, mit seinen reichen und komplexen Formatierungsmöglichkeiten Einzug, was eine "Nachahmungsprogrammierung" ab und an nicht gerade vereinfacht.)
Alle Texte sind wortlautgetreu übernommen. Waren bei der Übertragung im Ausnahmefall dennoch Änderungen nötig, weil das Internet ein externes Medium und überdies ein internationales Forum mit teilweise spezifischen Präsentationsformen darstellt, so ist dies nicht unautorisiert geschehen.
Natürlich kommen auch hier und da vom Autor gewollte Textrevisionen vor. Diese sind dann, wenn unbedingt nötig, kenntlich gemacht. Aus platzsparenden Gründen finden sich bei HCD auch reichhaltig - und oft genug höchst private - Wortabkürzungen ein. Eine praktikable Editionsrichtlinie dazu kann eigentlich nur lauten, danach zu streben, Wortabkürzungen - vor allem die ungewöhnlichen - aufzulösen. Tippfehler sind stillschweigend verbessert. Vom Homepage-Betreiber stammende Anmerkungen oder Ergänzungen sind, z.B. durch eckige Klammern [ ], gekennzeichnet.
b) Programmheft
b) Programmheft
†
Requiem aeternam dona ei, Domine. Horst Christoph Diehl
19. September 1937 - 23. Juli 2015 |
[1] Absatz nach Abfassungen Horst Christoph Diehls
(Diethelm Paulussen, Seite online 21.11.2001, Stand: 25.9.2015)
Textur (= Hintergrund): www.GRSites.com